3. SONNTAG der Osterzeit

Evangelium nach Johannes (21,1-14)

„Danach, später, zeigte sich Jesus noch einmal...“ Es geht um die Zeit nach Ostern. Wir haben es hier mit einer Erzählung zu tun, mit der der Evangelist Johannes die Situation der Christen am Ende des 1. Jahrhunderts zur Sprache bringen will. Schon am vergangenen Sonntag wurde gesagt: „Glücklich, die nicht sehen und trotzdem glauben.“ Wie wir, haben auch diese Christen Jesus nicht mehr persönlich gekannt. Wir befinden uns in einer ähnlichen Situation. Geht es in dieser Erzählung deswegen auch nicht um uns? Die Erzählung von der Erscheinung des Auferstandenen am See von Tiberias ist voller Anspielungen.

Wie leben wir als Christen? Haben wir das Gefühl, dass Jesus ganz lebendig unter uns ist? Oder steht er eher abseits unseres Lebens, am Ufer, von uns unerkannt? Was tun wir alles als Christen in unseren Familien, in der Pfarrgemeinde, in der Kirche? Wir erziehen unsere Kinder „christlich“ (oder haben es getan). Haben wir den Eindruck, dass wir da sehr „erfolgreich“ sind oder waren? Gelingt es uns als Pfarrgemeinde Menschen für Jesus, für Gott, zu gewinnen? Oder haben wir den Eindruck, dass unsere Netze leer sind? In der Öffentlichkeit hat die Kirche überhaupt - aus unterschiedlichen Gründen - einen schweren Stand. Haben wir oft nicht das Gefühl der Freunde Jesu, ein Gefühl der Enttäuschung, nachdem sie eine ganze Nacht nichts gefangen haben und müde wieder zurückkehren?

Jesus ist aber da, am Ufer, unerkannt, aber wir sehen ihn nicht. Ruft er uns da nicht zu: „Versuche es auf andere Weise! Werft euer Netz auf der andere Seite aus!“ Wenn wir das tun, in unserem persönlichen Leben, im Leben der Pfarrgemeinde - vielleicht geschieht dann das Wunder, dass unsere Netze trotzdem voll werden, dass unsere Bemühungen Früchte bringen? Unerkannt steht Jesus am Ufer. Hören wir auf seine Stimme?

Ich versuche auf ihn zu hören. Das kann geschehen, wenn ich auf sein Wort höre, z.B. im Gottesdienst oder wenn ich es selbst lese in der Bibel. Ich kann auf ihn hören lernen im Gespräch mit anderen. Was sagen mir meine Mitchristen über ihn? Spricht Jesus nicht durch ihre Worte zu mir? Lasse ich mich von ihm ansprechen?

In den biblischen Erzählungen, in denen die Freunde Jesus erkennen, fällt eines ganz besonders auf: Ihnen gehen die Augen auf, sie bekommen das Gefühl, dass er unter ihnen lebendig ist, sie erkennen ihn ... während er mit ihnen isst! Das ist mit den beiden Jüngern von Emmaus der Fall („Als er mit ihnen das Brot bricht, gehen ihnen die Augen auf“) und das geschieht auch jetzt, wo Jesus sie einlädt: „Nehmt Platz beim Feuer, Brot und Fisch sind schon fertig. Esst mit mir.“

Sind wir uns dessen bewusst, dass etwas Ähnliches geschieht in einer Eucharistiefeier, in einer Mahlfeier, wo wir uns intensiv auf Jesus einlassen, im Bewusstsein, dass wir von ihm eingeladen sind? Ist er dann nicht mitten unter uns, unerkannt, nicht sichtbar, aber real? „Sie wussten: Es ist der Herr.“ Bei jeder Eucharistiefeier will Jesus in unser Leben kommen, unter uns lebendig sein.

Diese Ostererzählungen sagen immer das Gleiche: Jesus sucht seine Freunde auf. Langsam, aber sicher erkennen sie ihn, spüren seine Anwesenheit. Natürlich ist das kein Dauerzustand, denn plötzlich ist er nicht mehr da, sind sie wieder allein. Diese Momenterfahrungen sind aber tiefgehend und helfen, mit Jesus, im Geiste von Jesus, zu leben, christlich zu handeln.

Wo steht Jesus in meinem Leben? Am Ufer, noch unerkannt oder als lebendige, wirksame Realität in meinem Leben? Unsere Begegnung mit Jesus kann sowohl in der Liturgie, in der Kirche, als auch in der konkreten Alltags- und Berufssituation stattfinden. In beiden Situationen begegnen wir dem Auferstandenen.

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